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Ich verstehe die Eltern, die ihr Baby schüttelten…


Ja dieser Satz schockiert! Er schockierte auch mich, als er mir selbst über die Lippen kam. Doch er ist wahr.

ICH VERSTEHE DIE ELTERN DIE IHRE BABYS SCHÜTTELN…

Warum ich über das spreche was viele nicht wahr haben wollen…

Ich war junge 22 Jahre alt als ich den positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt. Ich wuchs als Einzelkind auf, eine der jüngsten aus einer Masse von Cousinen und Cousins. Erst war ich zu klein um die Babys halten zu dürfen, die in meinem Umfeld geboren wurden und dann war ich in einem Alter, in dem mich Babys einfach nicht interessierten. Also wuchs ich heran ohne jemals ein Baby gehalten, geschweige denn gefüttert, gewickelt oder getröstet zu haben.

Ich, mit meinen jungen 22 Jahren, dachte mir es wird schon irgendwie laufen. Auf der Welt werden täglich Kinder geboren, großgezogen und versorgt. Uns wurde es in die Wiege gelegt für unseren Nachwuchs ordentlich zu sorgen. Also machte ich mir keinerlei Gedanken darüber, wie das Leben und der Alltag mit so einem kleinen Erdenbürger ablaufen würde.

Die Medien zeigten mir doch wie ein Baby tickt. Man sieht täglich glückliche Frauen, die mit strahlenden Babys im Arm im Garten sitzen, sie stillen oder das Fläschchen geben, sie wickeln und vergnügt über die dicken Milchbäuchlein streicheln. Und wenn die Babys nicht strahlend die Welt erkundeten, so schliefen sie friedlich und alleine in ihren Bettchen, lediglich ein Nachtlicht mit sanfter Musik begleitete sie dabei.

Ich war sooo naiv……

SO stellte ich mir das Leben mit Baby vor. Einschränkungen? Da wird es keine geben, mehr wie essen, schlafen und in der Weltgeschichte rumschauen machen die kleinen doch eh nicht….

Und dann kam die bittere Realität…

Nach einer kräftezehrenden Geburt und schrecklichen 3 Tagen im Krankenhaus freute ich mich nun endlich auf den glückseligen Alltag mit Kind, der mir doch in den Fernsehwerbungen versprochen wurde. Doch ich wurde bitterlich enttäuscht.

Das Stillen klappte nicht – Hilfe gab es keine. Denn die Generation, die mir zur Verfügung stand, stillte nicht, hatte total veraltetes Wissen oder konnte sich schlicht einfach nicht mehr daran erinnern wie es war. Und so ging es mir mit allem.

NIEMAND sagte mir, dass dieses Wesen stündlich stillen würde!

NIEMAND sagte mir, dass dieses Wesen fast durchgehend spucken würde!

NIEMAND sagte mir, dass dieses Wesen nur mit Körperkontakt schlafen könnte!

NIEMAND sagte mir, dass dieses Wesen in 26 von 24 Stunden NUR schreien würde!

Ich fühlte mich hintergangen, von den Medien, von der Gesellschaft, von der ganzen Welt.

WARUM, in Gottes Namen, HAT MIR NIEMAND GESAGT DASS DAS JETZT MEIN LEBEN SEIN WIRD?

Die Welt drehte sich weiter. Der Papa ging arbeiten, die Großeltern gingen arbeiten, die Freunde gingen arbeiten. Ich saß fest, in einem kleinen, überschaubaren Dorf in dem es kaum Möglichkeiten der Beschäftigung gab und wo ich noch keine Kontakte zu anderen Eltern geknüpft hatte.

Jegliche Versuche mich sozial einzubinden wurden torpediert. Mein schreiendes, spuckendes, dauerstillendes Baby war mit ALLEM überreizt und jegliche Versuche das Haus zu verlassen verschlimmerten diesen schreienden, spuckenden, dauerstillenden Zustand nur noch mehr.

Ich fühlte mich isoliert und alleine und ich hatte NIEMANDEN der meine Gedanken und Gefühle verstand. Denn in der Gesellschaft ist das ein Tabuthema, über negative Gedanken darf nicht gesprochen werden. JEDER der ein Baby bekommt hat verdammt nochmal GLLÜCKLICH über dieses Wunder zu sein und wehe dem du fühlst nicht so, wie es von der Gesellschaft verlangt wird…

Also was machst du? RICHTIG! Du verdrängst deine Gefühle, versucht den Alltag zu überstehen, machst eine gute Miene zu dem bösen Spiel….

Doch innerlich erträgst du es nicht mehr...

Erträgst dieses dauerhafte schreien nicht

Erträgst diese Isolation nicht

Erträgst dieses dauernde Stillen und Spucken und wieder Stillen nicht

Erträgst diesen Schlafmangel nicht….

Und irgendwann, stehst du vor dem Bett dieses kleinen, bezaubernden Wesens, das aus Leibeskräften, seit Stunden schreit und EGAL was du auch machst oder probierst – es hört damit einfach nicht auf…Genau in diesem Moment erwischt du dich bei dem Gedanken:

Ich verstehe warum Eltern ihre Kinder schütteln!!!

Und dir bleibt der Atem stehen……Und genau dann ist es an der Zeit Hilfe zu holen...Hilfe vom Partner, Hilfe von den Hebammen, Hilfe von Freunden, Verwandten, meinetwegen auch vom Postboten

ABER: SUCH DIR JEMANDEN, DER DIR HILFT BEVOR ES ZU SPÄT IST!

Ich habe selbst lange darüber geschwiegen, aber auch ich war an diesem Punkt. Ich wollte nicht mehr, konnte nicht mehr, bereute und wollte mein altes Leben zurück. Heute weiß ich, ich bin nur knapp einer Wochenbettdepression entronnen und das auch nur, weil ich eine tolle Familie, Freunde und einen noch besseren Ehemann an meiner Seite hatte.

Ich habe lange überlegt einen Artikel darüber zu verfassen. Denn er gibt Einblicke in eine schlimme Anfangszeit. Eine Zeit, die ich eigentlich hätte genießen sollen, eine Zeit, die ich nicht mehr zurückbekomme. Lange schämte ich mich für diese Gefühle doch ich habe erkannt das ich mich nicht schämen muss. Für meine Gefühle konnte ich nichts, für diese Gefühle kann keiner was. Sie kommen einfach. Egal wie sehr dieses Kind gewünscht war, egal wie sehr man sich auf, das Eltern sein vorbereitet hat – keiner ist davor geschützt!

Redet darüber, sucht euch Hilfen und Schämt euch nicht dafür! Ihr seid damit nicht alleine.

Jeder, der selbst ein Schreibaby, Spuckbaby, High-Need-Baby oder einfach nur eine andere Vorstellung von einem Baby hatte kann es verstehen.

Kann verstehen wie verzweifelt Eltern sein müssen die ihre eigenen Babys schütteln. Kann verstehen wie schmal dieser Grad zwischen Tat und widerstehen ist.

Weiß wie schwer es ist noch im richtigen Moment die Reißleine zu ziehen und das Zimmer zu verlassen.

Jedes Mal, wenn ich Berichte höre oder lese in dem ein Baby geschüttelt wurde, bekomme ich Schweißausbrüche und einen Kloß im Hals. Denn es ist einfach nur schrecklich! Doch auch jedes Mal stelle ich mir die Eltern dazu vor…wie verzweifelt sie sein mussten ihren geliebten Kindern sowas anzutun.

ALSO REDET DARÜBER UND STOPPT DIE GEDANKEN BEBVOR SIE TATEN WERDEN!!!!

Wenn ihr euch depressiv fühlt, euch alles zu viel wird oder ihr einfach jemanden zum Reden braucht dann findet ihr hier Hilfen:

Ihr seid damit nicht allein! Redet darüber um auch anderen Frauen, in ähnlichen Situationen, den Mut zu geben sich rechtzeitig Hilfe zu suchen!

Liebe Grüße eure

Winterkind-Mama

 

Was kann ich tun wenn es mir zu viel wird?

- zählt laut bis 10

- singt ein Lied

- verlasst den Raum und atmet tief durch (es ist besser das Kind kurz alleine schreien zu

lassen anstatt die Fassung zu verlieren)

- besorgt euch eine Haushaltshilfe oder wendet euch an WELLCOME

- lasst euch regelmäßig von Freunden/Familie besuchen und helfen

- redet offen darüber

- wendet euch an Hilfsorganisationen oder das Jugendamt - DAS IST KEINE SCHANDE!


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