Brusthütchen – Fluch oder Segen?
- Nicole Schmidt
- 6. Dez. 2016
- 6 Min. Lesezeit
Diese Frage stellte ich mir zu Beginn meiner Stillzeit ziemlich häufig. Denn mir wurde, wie so vielen anderen Frauen auch, schon in der Klinik nahegelegt das Stillen klappe nur mit Stillhütchen. Natürlich glaubte ich das in meiner Unerfahrenheit. Statt mir zu zeigen wie ich mein Baby richtig an die Brust bekomme wurde er mir nur ein paar Mal in Eile von der Hebamme (Ja, von der Hebamme, nicht von mir) angelegt, festgestellt das meine Brust nicht für das Stillen geeignet ist und mir die Brusthütchen ans Bett gelegt.
Da lag ich nun, mit meinem kleinen Milchmonster das vor Hunger schrie und bekam ihn einfach nicht an die Brust. Also tat ich das was wohl jede Erstlingsmama in dieser Situation getan hätte, ich hörte auf die Hebammen, stülpte dieses komische Silikonteil auf meine Brustwarze und versuchte ihn irgendwie zum stillen zu bewegen. Nach 3 Anläufen klappte es auch, er saugte sich fest und trank. So stillten wir gute 4 Monate. Ständig musste ich diese Dinger bei mir haben, ständig war ich damit beschäftigt sie auszuwaschen und abzukochen. Vor allem in der Nacht war dieses Gefummel ziemlich nervig, also musste eine Lösung her. Die Dinger mussten wieder weg. Nach gut einem Monat schafften wir es ohne Stillhütchen zu stillen. Doch dieser Umweg hätte mir erspart bleiben können, denn wie ich jetzt weiß, waren nicht meine Brüste oder meine Brustwarzen das Problem, sondern die inkompetenten Hebammen aus meiner Geburtsklinik.
Ich möchte euch kurz erläutern was Still- oder Brusthütchen überhaupt sind und wann und wofür man sie überhaupt braucht. Außerdem möchte ich euch Tipps geben um sie wieder loszubekommen wenn ihr sie schon verwendet.
Was sind Brusthütchen?
Brusthütchen, umgangssprachlich auch Stillhütchen genannt, sind Aufsätze aus Silikon die wie eine Brustwarze geformt über die eigene Brustwarze gestülpt werden. Es gibt sie in verschiedenen Größen, Formen und von verschiedenen Herstellern.
Wann braucht man Brusthütchen?
Brusthütchen sind für Frauen gedacht die schwer ausgeprägte Hohl, Schlupf- oder Flachwarzen haben. Bei diesen Formen fällt es dem Baby manchmal (nicht immer) schwer die Brust und die Brustwarze richtig zu erfassen und sie saugen nicht richtig an, dies führt zu Schmerzen beim Stillen und zu einer unzureichenden Milchaufnahme beim Säugling. Oftmals kommen sie auch bei sehr kleinen Neugeborenen oder bei Frühchen oder saugschwachen Babys zum Einsatz.
Wozu sind sie gedacht?
Sie sollen die Form der weiblichen Brust unterstützen. Durch eine „künstliche“ Brustwarze kann der Säugling die Brust besser greifen und richtig ansaugen. Während des Saugens entsteht im Brusthütchen ein Vakuum, dieses begünstigt das Aufstellen der eigenen Brustwarze und kann bei Flach- und Hohlwarzen dazu führen das sie sich dauerhaft nach außen stülpen oder im Allgemeinen die Form der Brustwarze begünstigen. Das Stillen aus dem Brusthütchen geht leichter als direkt aus der Brust, oftmals können so saug- und trinkschwache Babys dazu ermutigt werden aus der Brust zu trinken, durch das ansammeln der Milch im Bruthütchen fällt das Trinken leichter, zudem kann Frau so gut kontrollieren ob der Milchspenderrefelx ausgelöst wurde und ob das Baby auch Milch bekommen hat.
Wann sollte die Notwendigkeit überprüft werden?
Zunächst sollte eine gut geschulte Hebamme, besser noch eine Stillberaterin schauen ob ein Stillhütchen wegen der Form der Brustwarze überhaupt nötig ist. Denn auch Frauen mit Flach- und Hohlwarzen können ihre Babys ohne Brusthütchen stillen. Dann sollte geschaut werden ob von seitens des Babys ein Brusthütchen überhaupt notwendig ist oder ob es andere Alternativen zum Brusthütchen gibt. Dies macht man am besten mit einer Beraterin vor Ort.
Was muss ich beim Brusthütchen beachten wenn es medizinisch notwendig ist oder durch falsche Indikation schon damit gestillt wird?
Wichtig ist die richtige Größe zu wählen. Ein zu klein gewähltes Brusthütchen lässt die Brustwarze an dessen Ränder scheuern, dies kann zu wunden Brustwarzen führen und
kann schnell unangenehm werden. Auch ein zu großes Brusthütchen bringt Gefahren mit sich, es wird zu viel vom Warzenvorhof mit in das Hütchen gezogen, dies kann zu Quetschungen im Gewebe führen oder es kommt zu einer unzureichenden Milchentleerung da einige Milchkanäle abgedrückt werden. Auch auf die Passform sollte geachtet werden, sitzt das Hütchen nicht richtig kann es von der Brust rutschen und dem Baby gelingt es nicht richtig anzusaugen, dies führt zu Frust auf beiden Seiten. Zudem ist die Gefahr groß das es von der Warze der Mutter abfällt und in den Mund des Baby gerät. Was leider auch passieren kann ist eine Saugverwirrung. Das Brusthütchen zählt zu den künstlichen Saugern und birgt somit die Gefahr einer Saugverwirrung. Oftmals wird man damit aber erst konfrontiert wenn man versucht das Hütchen wieder loszuwerden. Die Baby verweigern die Brust komplett oder schaffen es nicht richtig an der Brust anzudocken. auch die führt zu Frust auf beiden Seiten. Ganz wichtig ist auch hier die Hygiene, die Brusthütchen sollten nach jedem Einsatz heiß ausgewaschen werden und mindestens einmal am Tag abgekocht werden. Gerade bei Frühgeborenen oder kranken Kindern ist besonders auf Hygiene zu achten.
Wie kriege ich das Brusthütchen wieder los?
Wenn keine medizinische Indikation vorliegt sollte so schnell wie möglich versucht werden von den Stillhütchen wegzukommen. Sie sind ein Hilfsmittel und keine Dauerlösung. Dennoch möchte ich sagen – streßt euch nicht damit sie loszuwerden. Besser ihr stillt mit Hütchen, anstatt gar nicht zu stillen.
Bei mir dauerte es, wie gesagt, gute 4/5 Monat ehe ich komplett ohne Stillhütchen war. Ich möchte euch ein paar Tipps geben wie es klappen kann, aber haltet euch nicht zu fest daran, jedes Kind ist anders, jede Mama ist anders, seid offen und kreativ und probiert eigene Wege aus wenn diese Tipps nicht zum Erfolg führen.
Im Prinzip gibt es 2 Varianten um das Brusthütchen wieder loszuwerden.
Das Hauruck-Prinzip
Ihr lasst einfach ab sofort das Hütchen weg und schaut wie euer Baby reagiert. Manchmal klappt es sofort und das Baby probiert 1-2 mal und hat dann schon den Dreh raus und stillt problemlos ohne Hütchen, das ist leider nur relativ selten. Meist ist euer Mäuschen verwirrt, denn so eine natürliche Brustwarze von Mama fühlt sich ziemlich befremdlich an. Zudem ist auch die Technik eine ganz andere. Beim Hütchen wird einfach gesaugt (ähnlich wie bei einer Flasche), beim direkten trinken aus der Brust muss das Baby andocken, „kauen“, saugen und schlucken – das strengt an. Daher ist es sehr wahrscheinlich das euer Baby, wenn es denn andockt, relativ schnell wieder loslässt und anfängt zu weinen, denn es kommt nichts oder kaum oder es ist einfach zu schwer die Milch rauszubekommen. Wenn ihr dabei bleibt und das Hütchen rigoros weglasst werden es höchstwahrscheinlich lange und harte Stunden und ein Erfolg ist nicht zwingend zu erwarten. Denn je größer der Hunger umso größer das Geschrei und umso weniger Geduld und Kraft bleibt für die richtige Stilltechnik. Daher empfehle ich euch eher die zweite Variante.
Das sanfte Herantasten an die Brust ohne Hilfsmittel
Diese Variante ist zwar etwas langwierig aber meist von Erfolg gekrönt. Dabei lasst ihr nicht rigoros schon zu Beginn der Mahlzeit das Hütchen weg sondern gewöhnt es langsam, im Tempo des Kindes ab:
Ihr beginnt zu stillen und nach einigen Minuten, wenn der Milchspenderreflex ausgelöst wurde, dockt ihr kurz ab und klaut das Hütchen. Versucht sofort wieder anzulegen aber achtet darauf dass ihr dennoch richtig anlegt und genügend Brust mit im Mund des Babys verschwindet. Wenn euer Baby loslässt und anfängt zu weinen dann setzt das Hütchen wieder drauf und stillt mit Hütchen weiter. Dies könnt ihr nach ein paar Minuten oder aber erst bei der nächsten Mahlzeit probieren. Variiert dabei ruhig öfter mit den Stillpositionen. Oftmals hilft es im Liegen zu stillen, da hat man gut eine Hand frei zum klauen und ggf. schnellen wieder drauf setzen. Wenn der nächtliche Hunger ruft könnt ihr probieren auch gleich zu Beginn der Mahlzeit das Hütchen wegzulassen, viele Babys stillen im Schlaf oder Halbschlaf gelassener und ihnen fällt vielleicht der Unterschied nicht so auf. Auch hier gilt, dockt das Baby ab und fängt mit weinen an dann setzt das Hütchen drauf und stillt zunächst damit weiter. Wichtig ist wirklich das ihr weder euch noch das Baby unter Erfolgsdruck stellt. Geht es langsam an, klaut das Hütchen immer öfter und ihr werdet sehen, nach einiger Zeit braucht ihr es gar nicht mehr. Der Erfolg tritt meist schneller ein wenn komplett auf künstliche Sauger (auch in Schnullerform) verzichtet wird. Aber auch Babys die bereits schnullern kriegen es irgendwann hin ohne Hütchen zu stillen.
Gebt nicht auf, dies kann bis zu einem Monat oder sogar noch länger dauern. Wichtig ist auch hier, eure Einstellung .Seid nicht verkrampft und achtet auf die Signale eures Kindes, dann wird es euch gelingen und wie schon gesagt, selbst wenn ihr die Hütchen nicht losbekommt, IHR STILLT und darauf kommt es doch an, wie und mit was ist da zweitrangig.
Liebe Grüße eure
Winterkind-Mama
Hier noch eine kleine Hilfestellung um zu testen ob ihr die richtige Größe bei den Hütchen habt:

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