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Warum es immer einen bösen Cop geben muss….

  • Autorenbild: Nicole Schmidt
    Nicole Schmidt
  • 7. Aug. 2017
  • 4 Min. Lesezeit

Jeder kennt dieses Spielchen – guter Cop, böser Cop. Ein Part ist der liebenswerte Ja-Sager der immer schön das Ego streichelt und versucht immer alles recht zu machen. Und dann gibt es noch den Gegenpart, den bösen Cop, den Spielverderber, der scheinbar willkürliche Regeln aufstellt, alles mies redet und überhaupt immer anderer Meinung ist.

Jetzt wundert ihr euch wahrscheinlich wie es einem bedürfnisorientierten Familienleben einen bösen Cop geben kann? Dann klär ich euch mal auf…..

Da meine bessere Hälfte berufsbedingt einfach länger aus dem Haus ist als ich, liegt ein großer Teil der Kindererziehung auf meinen Schultern und genau da liegt bei uns der Knackpunkt, warum mir mein Kind gerne mal den Schuh des bösen Cops anzieht.

Denn auch in einem bedürfnisorientierten Haushalt gibt es Regeln (oder eher Vorgaben) an die sich jeder halten muss, damit das Familienleben funktioniert. Da wir ja reflektierte Eltern sind, beschränken sich diese Reglementierungen auf das Minimum, aber die Regeln, die es gibt, die möchten auch eingehalten werden, auch wenn der kleine Dickkopf das manchmal anders sieht.

So möchte ich nicht das er mit seinen kleinen, nassen, Matschhändchen auf die Couch geht und noch weniger möchte ich, dass er die morgendliche Milch aus der Tasse in seinem Mund zurückhält um sie anschließend tröpfchenweise im Haus zu verteilen. Und genau in solchen Situationen kommt der böse Cop zum Vorschein. Der Spielverderber der dem Kind verbietet die Milch überall hinzuspucken, der Miesepeter der das Klopapier wegnimmt, um eine verstopfte Toilette zu verhindern und der ganze schlimme Spießer der das Kind „zwingt“ an der Hand zu bleiben, wenn man über eine befahrene Straße geht.

Mit diesem miesepetrigen Spießer der auf den Namen „Mama“ hört muss mein Kind viele Situationen meistern und so eben auch mal so handeln wie Mama das möchte, denn das ist wichtig, damit mein kleiner Freigeist erkennt, dass es auch hier Spielregeln gibt, die ein harmonisches Zusammenleben ermöglichen. Und dass es eben Regeln gibt die eingehalten werden müssen um sein kleines Leben zu schützen.

Auf der anderen Seite tritt, nach einem gefühlt, endlosen Tag mit „Neins“ und „Verboten“ der gute Cop auf den Plan. Der gute Cop der auf den Namen Papa hört, der nach einem harten Arbeitstag nach Hause kommt, um vom frisch gemästeten und gesäuberten Räuberkind empfangen zu werden.

Der gute Cop, der mit Vorliebe dem Kind eine Kleinigkeit von unterwegs mitbringt, der sich mit Vorliebe mit dem Kind eine Folge Peppa Wutz anschaut und zusammen mit ihm kuschelt bis es Zeit fürs Bett ist.

Das ist der gute Cop, der auf Grund der langen Arbeitstage so viele Kleinigkeiten im Alltag des Kindes verpasst, weil er dafür sorgen muss das wir genügend Geld zum Leben haben und der genau aus diesem Grund die Rolle des guten Cops so dringend braucht um für sich zu sagen „Ich bin trotzdem ein guter Vater, auch wenn ich so oft nicht da bin“.

Und jetzt mag der ein oder andere sagen, das der Papa ja auch zurücktreten kann damit er mehr Zeit fürs Kind hat. Und ja, in manchen Berufen ist das wirklich möglich, doch dann gibt es solche Berufe bei denen ein Homeoffice, Teilzeit oder einfach nur mal ein freier Tag zwischendurch einfach nicht möglich sind. Einfach weil es der Job nicht mitmacht, wo der Chef dies nicht ermöglicht oder wo es dadurch zu einer großen finanziellen Belastung kommen würde.

Und genau aus diesen Gründen ist es meinem guten Cop schlichtweg nicht möglich mehr da zu sein, denn er sorgt dafür, dass wir in einem schönen Haus relativ sorgenfrei Leben können. Ja, auch ich arbeite Vollzeit. Aber Vollzeit in einem Job der es mir ermöglichst auch mal eher Feierabend zu machen, in dem ich auch mal schnell einen freien Tag nehmen kann und vor allem in einem Job, in dem ich geregelte Arbeitszeiten hab. Arbeitszeiten die es mir erlauben noch genügend Zeit für mein Kind zu haben und nebenbei noch den Haushalt zu schmeißen und Hobbys nachzugehen. Das hat der Papa leider nicht und darum verpasst er so viel.

Und genau darum gestehe ich ihm gerne die Rolle des guten Cops ein und schlüpfe selbst (in den Augen unseres Kindes) in die Rolle des bösen Cops. Ich schaue da gerne mal weg wenn der Papa heimlich mit dem Kind ein Gummibärchen nascht obwohl wir schon Zähne geputzt haben und ich schaue auch gerne mal darüber hinweg, wenn er das x-te Matchboxauto mitbringt, obwohl wir schon einen eigenen Fuhrpark aufmachen können.

Auch wenn die Rolle des bösen Cops manchmal gewaltig nervt, so hat sie auch sehr viele gute Seiten. Zum einen ist es nötig, denn durch diese Rolle zeigen wir unseren Kindern die Grundregeln unseres Familienlebens und zum anderen verhelfen wir vielleicht so unseren Partner zu der dankbaren Rolle des guten Cops. Dieser gute Cop, der so unsagbar wichtig ist für unser Leben, weil er die Brötchen verdient oder aus anderen Gründen so viel von den schönen Momenten verpasst. Ja genau dieser braucht nämlich absolut kein schlechtes Gewissen zu haben, denn er ist genauso wichtig wie wir anderen. Und wenn damit sein, vielleicht aufkeimendes schlechte Gewissen, das gar nicht nötig ist, ein klein wenig geschmälert wird, darf er gerne die Rolle des guten Cops behalten.

Denn seien wir mal ehrlich, egal ob wir die Rolle des guten oder des schlechten Cops haben, solange wir authentisch, bedürfnisorientiert und reflektiert handeln können wir gar nichts falsch machen. Solange wir glückliche Kinder haben machen wir alles richtig. Also seit stolz auf euch auch wenn ihr nur der böse Cop seid ;-)

Liebe Grüße eure

Winterkind-Mama


 
 
 

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