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Warum sich Fremdbetreuung und bedürfnisorientierte Erziehung keines Wegs ausschließen


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Einer der wohl meist diskutiertesten Themen innerhalb der AP-Bewegung ist wohl das Thema Fremdbetreuung. Konkret die Fremdbetreuung ab dem 1. Geburtstag.

Fremdbetreuung geht gar nicht!

Denn wer sich etwas in die AP-Szene eingelesen hat, wird schnell feststellen, dass die meisten einer Fremdbetreuung ab dem 1. Geburtstag eher kritisch bis negativ entgegentreten. Denn so setzt doch dieser Erziehungsansatz darauf die Bindung, gerade im frühkindlichen Alter zu prägen und zu festigen und dazu braucht es die Eltern und keine fremden Einrichtungen. Dies geht doch total am bedürfnisorientierten Ansatz vorbei, oder etwa nicht?

Ich sage ganz klar NEIN! Ich liebe den bedürfnisorientierten Ansatz. Liebe die Menschen, die ihn leben, merke an den Kindern das er funktioniert und ich bin überzeugt davon das wir durch diese Erziehung starke, selbstbewusste Kinder großziehen.

Selbstbetreuung ist nicht für jeden was....

Ich beneide jede Mutter, der es möglich ist mit ihren Kindern zu Hause zu bleiben, für 3 Jahre oder gar bis zum Schulanfang und die es mit Überzeugung macht. Aber für mich wäre dies ganz klar nichts! Ich liebe mein Kind, außer Frage. Ich liebe es auch Zeit mit ihm zu verbringen und mit ihn auf Entdeckungstour zu gehen. Genau das tun wir nämlich, wenn wir einen Kita-freien-Tag haben, wenn wir Wochenende haben, wenn wir Urlaub haben…Und doch merke ich da ganz schnell…mir fehlt meine Arbeit…und meinem Kind die Kita.

<<Blödsinn, dem Kind KANN die Kita gar nicht fehlen.>>

Mag so manche, böse Zunge behaupten und auch das verneine ich nur zu gern. Denn auch wenn es nicht für jedes Kind zutrifft, so gibt es sie doch, die Kinder die schon von klein auf, in den jüngsten Jahren, es lieben in die Kita zu gehen. Die Kinder die den Trubel der Kita genießen, die es lieben ausgiebig zu basteln, zu toben und mit anderen Kindern zu spielen. Die während der Kitazeit nicht die Mama vermissen, sondern die, die man mit Tränen abholt, weil sie nicht nach Hause wollen. Ja, ich habe so ein Kind und ich merke wie gut es ihm tut in der Kita zu sein. Er ist ein Freigeist, ein „wilder Kerl“ der den ganzen Tag entdecken will, basteln, toben, spielen will. Dinge die ich ihm zu Hause nur in einem begrenzten Raum geben kann. Denn so leid es mir ja für mein Kind tut doch ich bin nicht so eine Mutter die stundenlang, ausgiebig JEDES Spiel spielen kann, ich kann weder basteln noch bin ich anderweitig kreativ und dann kommt noch hinzu das es mich einfach langweilt.

Dann hättest du nicht Mutter werden sollen...

Warum ich dann ein Kind bekommen habe? Ja, warum denn nicht? Darf ich nur Kinder kriegen, wenn basteln, singen, verstecken spielen auf meiner Hobbyliste steht? Darf ich nur Kinder bekommen, wenn ich gerne der Entertainer spiele und das IMMER? Natürlich nicht!

Ich spiele gerne mit meinem Kind und spiele auch gerne die Dinge mit ihm für die ich mich eigentlich nicht so begeistern kann. Aber ich tue es, weil es ihm eine Freude macht. Doch sehe mein Alltag so aus, müsste ich das JEDEN Tag von früh bis spät – ich glaube ich würde zu Grunde gehen und ich glaube mein Kind auch. Denn selbst wenn ich wollte, so hätte ich doch gar nicht die kreative Kapazität dies in so einem breiten Rahmen abzudecken wie mein Kind es bräuchte. Die Kita kann das aber!

Wenn man es sich nicht leisten kann....

Neben dem Aspekt der kreativen Auslebung kommt noch hinzu das wir es uns schlicht finanziell gar nicht leisten könnten mit dem Kind zu Hause zu bleiben.

In unserer Zeit vor dem Kind haben wir uns einen gewissen Lebensstandard aufgebaut. Damit meine ich keinen großen Luxus, sondern eher ein kleines Häuschen, 2 Autos die nötig sind um auf Arbeit zu kommen und das Privileg nicht jeden Cent umdrehen zu müssen, wenn man sich mal was aus der Reihe kaufen möchte. Dieser Standard beinhaltet keine teuren Hobbys, keine teuren Urlaube und keine teuren Klamotten. Diesen Standard können wir leben, weil wir beide Vollzeit arbeiten gehen und ja, wir sind so egoistisch und wollen diesen Standard auch mit Kind halten können.

Wie sehe also die Alternative aus?

Ich könnte meinen Job natürlich kündigen, doch ich bin der Hauptverdiener in unserem Haushalt, ergo wie hätten monatlich massive, finanzielle Einbuße. Wir müssten die Autos verkaufen, könnten wahrscheinlich das Haus nicht mehr halten und würden Schweißausbrüche kriegen, wenn die Waschmaschine zicken macht. Wir hätten zwar das Privileg (bzw. einer von uns) das Kind zu Hause betreuen zu können. Doch für welchen Preis? Ich wäre dauergestresst durch die finanziellen Sorgen, wäre ständig genervt von meinem entdeckungslustigen Kind das es liebt im Sand zu buddeln (ich aber nicht) und es würde aus diesen Gründen wahrscheinlich massiv in unserer Ehe kriseln, einfach, weil wir wohl alle dauerhaft unzufrieden wären.

Ich will nicht und bin trotzdem glücklich!

Ich beneide wirklich alle, die es können. Die mit Freude die Kinder betreuen, die es sich leisten können zu Hause zu bleiben weil das Gehalt des Partners reicht um die Familie zu versorgen. ICH KANN ES NICHT und dennoch sind wir glücklich.

Es gibt sie, die bedürfnisorientierte Fremdbetreuung...

Wir haben das Glück eine wunderbare Kita zu haben. Mit Erzieherin die zum Elternabend das Leitbuch zur gewaltfreien Kommunikation ausgepackt haben. Mit einem Kind das vom ersten Tag an gerne geht und vor allem darin aufgeht. Und noch mehr Glück habe ich eine tolle Familie um mich zu haben, die die Nachmittagsbetreuung übernimmt damit ich stressfrei Arbeiten kann, ohne mir Gedanken machen zu müssen ob denn mein Kind glücklich und gut aufgehoben ist.

Bedürfnisorientiert heißt nicht nur nach den Bedürfnissen des Kindes zu handeln, sondern die Bedürfnisse der gesamten Familie zu berücksichtigen um einen guten Mittelweg zu finden. Unser Mittelweg besteht darin, unser Kind in einer Kita betreuen zu lassen und anschließend von der Oma. Damit wir beide Arbeiten gehen können, um den Lebensstandard zu halten, der uns zufrieden macht. Um nach der Arbeit das Kind in Empfang nehmen zu können und als Familie den Tag gemeinsam ausklingen zu lassen.

Wir haben alle unsere Gründe...

Also hört auf die Familien zu verurteilen die für sich entschieden haben frühzeitig eine Fremdbetreuung in Anspruch zu nehmen. NIEMAND trifft diese Entscheidung leichtfertig. Wir haben alle unsere Gründe, warum wir so handeln wie wir es tun. Warum wir uns für oder gegen eine Fremdbetreuung entscheiden. Warum wir selbst, die Familie, eine Tagesmutter oder die Kita die Betreuung übernimmt. Wir treffen diese Entscheidung, weil WIR triftige Gründe dafür haben die kein anderer verstehen muss sondern nur akzeptieren muss.

Wir lieben unser Kind ddeswegen nicht weniger....

Deswegen lieben wir unser Kind nicht weniger, deswegen leben wir nicht weniger bedürfnisorientiert. Wir leben es nur auf eine andere Weise. Eine Weise die genauso gut ist wie jede andere, solange damit alle Familienmitglieder glücklich sind.

Ihr arbeitenden Eltern, habt kein schlechtes Gewissen, lasst euch nicht beirren. Ihr geht euren Weg und seit genauso toll wie die Eltern, die sich entscheiden die Kinder selbst zu betreuen.

Liebe Grüße eure

Winterkind-Mama


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