top of page

Warum bedürfnisorientiert nicht immer selbstbestimmt bedeutet….

Sebstbestimmt ist doch so einfach...

In letzter Zeit kam in meinem Umfeld immer wieder die Diskussion auf, wie man denn AP und die Selbstbestimmtheit des Kindes zusammenbekommt. Bei vielen klingt das immer so easy peasy – so ist es doch selbstverständlich, dass das Kind über sich und seine Bedürfnisse selbst bestimmen kann. Jedenfalls möchte man das meinen. Gerade in AP-Kreisen wird die Selbstbestimmtheit sehr großgeschrieben und schon von Anfang an war für mich klar – das wird unser Weg. Doch leider kalkulierte ich da noch nicht den Charakter meines Winterkindes mit ein.

Als wir die Straße in Richtung Autonomiephase betraten, gingen wir beide, zielstrebig und mit erhobenen Kopf, an die Sache ran. So war es doch für uns selbstverständlich das er überall ein Mitspracherecht bekommt. Selbst entscheiden kann wann er essen möchte, was er anziehen möchte und wie er die Dinge im Allgemeinen angehen möchte.

Doch je weiter wir voranschritten, je mehr Wutausbrüche durchkreuzten den Weg, der doch so entspannt verlaufen sollte. Doch ich konnte mir einfach nicht erklären warum! Warum reagierte mein Kind so anders als erwartet? Was machten wir falsch?

Und wenn mein Kind gar nicht selbstbestimmt sein möchte?

Und dann machte es Klick. Was ist, wenn er mit der Möglichkeit der ständig freien Wahl einfach überfordert ist? Was ist, wenn er gar nicht alles alleine entscheiden möchte?

Also warfen wir all die guten Vorsätze über Board und stellten Regeln auf, entschieden uns für das Kind zu entscheiden. Das, könnt ihr mir glauben, fiel besonders mir extrem schwer. So war ich doch lange überzeugt davon, dass der selbstbestimmte Weg für alle Kinder der beste und passendste ist.

Ich schaute also genau hin und versuche die Quellen herauszufiltern die eigentlich IMMER zu einer Trotzreaktion seinerseits führten.

Grenzen setzen, wenn danach verlangt wird!

Erster Punkt: das morgendliche Anziehen

Der erste Heulkrampf begegnete uns bereits beim Aussuchen der Klamotten denn er konnte sich einfach nicht entscheiden. Also übernahm ich das kurzerhand und sucht die Sachen aus. Und er nahm sie und zog sie an (bzw. ich zog sie ihm an) und das ohne Drama, ohne Diskussion. Denn er war froh sich so früh am Morgen nicht damit beschäftigen zu müssen.

Weiter ging es mit den Schuhen, Jacke, Mütze bzw. die Diskussionen darüber, dass er die möchte, aber nicht Die sondern die andere/n, Nein doch die erste/n, nein – doch gar keine. Also ersparte ich uns die Diskussion und zog ihm einfach eine/die Mütze/Jacke/Schuhe an. Auch hier wurde ich wieder durch ein zufriedenes Kind überrascht. Ein Kind das dankbar war das ich die Entscheidung für ihn traf. Natürlich begründete ich ihm meine Wahl, sofern er danach fragte und natürlich ließ ich ihn dennoch die Wahl, sofern er sie denn treffen wollte.

Doch meist war er einfach froh das ich für ihn dachte, zumindest in diesen Momenten. Denn gerade am Morgen war sein müdes Hirn einfach überfordert damit.

Weiter ging es mit einem ganz großen Problempunkt bei uns – das Essen:

Das Winterkind ist schon recht lange ein schlechter Esser. Aber nicht, weil er mäkelig ist, sondern vielmehr, weil es ihn von anderen Dingen abhielt. Am Anfang durfte er entscheiden, was, wann und wo er isst und es endete im reinsten Chaos. Nicht zwingend für ihn aber für mich. AP bedeutet ja nach allen Bedürfnissen der Familie zu handeln und mein Bedürfnis einer Couch OHNE Essensreste überwiegte hier.

Also schränkte ich auch hier die Auswahl ein. Natürlich darf er weiterhin entscheiden was er ist und wann er isst – aber das wo bestimmte ich und das darf er mir gerne mit meckern quittieren. Nach einiger Zeit merkte ich schon eine deutliche Verbesserung der Esssituation, denn als ich das WO begrenzte fiel es ihm auf einmal deutlich leichter zwischen Essen und Entdecken zu trennen. Oftmals wuselte er zwischen dem Essen, den Spielsachen und wieder zurück hin und her. Konzentrierte sich weder auf das eine noch auf das andere. Was dazu führte das er wütend war, weil er spielen wollte aber Hunger hatte oder weil er aß aber eigentlich spielen wollte. Durch die verschwommenen Grenzen zwischen Ess- und Spielbereich fiel es ihm schwer seine eigenen Prioritäten zu ordnen. Also übernahm ich das. So führten wir ein das der beste Platz fürs Essen doch der Küchentisch sei. So decke ich nun den Tisch und rufe ihn zum Essen. Wenn er nicht mehr möchte, weil er keinen Hunger mehr hat oder der Kopf noch beim Spiel hängt, so steht er auch und geht.

Natürlich gibt es auch her einen gewissen Spielraum und auch mal Ausnahmen. Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit mümmeln wir uns gerne am Sonntagmorgen auf der Couch ein und verspeisen unser Frühstück dort – einzige Bedienung, die er auch akzeptiert – auf der Couch wird er gefüttert, einfach, weil er noch nicht so sauber essen kann, wie er es müsste um sauber auf der Couch essen zu können. Das ist okay, für ihn und auch für uns.

Nein - man wird nicht zum Diktator!

Ich möchte aber nochmals betonen, ich zeige meinem Kind keine Grenzen auf, weil ICH ihn manipulieren möchte, sondern weil ER sie verlangt. Ich zwinge ihn zu nichts und ich lasse immer noch Raum für Diskussionen. Auch hier kommt es darauf an wie man es macht und was mach damit erreichen möchte. Ich möchte ihn nicht diktieren und auch nicht zu gehorsam bringen, ich möchte einfach nur seinen Kopf entlasten. Damit er diesen frei hat um wild, kreativ und spielerisch zu sein. Ohne sich darüber Gedanken machen zu müssen ob es jetzt eine Jacke möchte oder nicht. Auch dabei kommuniziere ich auf Augenhöhe und achte auf seine Bedürfnisse.

AP und Grenzen setzen schließen sich nicht aus und man wird nicht gleich zum Diktator nur, weil man seinem Kind sagt was es anzuziehen hat oder wo es essen soll (um mal bei meinen Beispielen zu bleiben).

Kinder großziehen ist wie die Kunst - man muss kreativ sein um was einzigartiges zu schaffen!

Viele wollen an den Glaubensansätzen festhalten und verzweifeln, weil es nicht so klappt wie überall beschrieben. Sie füllen sich als Versager, als hätten Sie das Prinzip nicht verstanden. Derweil geht AP bei Ihnen nur in eine etwas andere Richtung. Deswegen ist es aber immer noch bedürfnisorientiert.

Egal wie viele Blogs, Magazine und Ratgeber ihr lest. Nichts davon wurde für EURER Kind geschrieben. Auch dort werden nur Beispiele und Lösungsvorschläge beschrieben. Ob und in wie weit das dort geschriebene auf euch passt hängt von euch ab. Ein geschriebenes Wort verändert sich nicht, unsere Kinder aber schon. Also traut euch und mischt die Farben und Stile und kreiert euren eigenen Weg, denn nur dieser ist der einzig richtige für euch!

Liebe Grüße eure

Winterkind-Mama


bottom of page