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Each Women is a Rose


Es fällt mir nicht leicht, heute diesen Schritt zu gehen. Noch immer sitzt der Schmerz tief in mir. Noch immer habe ich nicht den Mut eine Rose in meinem Namen niederzulegen. Ich schaffe es einfach nicht diesen Ort zu betreten. Mittlerweile ist dies auch gar nicht mehr nötig, denn diesen Kreißssaal, in dem mir solch schreckliche Dinge passiert sind, gibt es nicht mehr. Die Frauenklinik hat ihren Standort gewechselt. Aber heute fasse ich den Mut, und lege meine virtuelle Rose nieder. Teile mit euch mein intimstes Erlebnis. Teile mit euch meinen Schmerz. Denn auch wenn es so unsagbar schwer ist, so hoffe ich doch, das dadurch einige andere den Mut finden können, das erlebte ausszusprechen. Ihr seid nicht allein und es ist nicht okay was euch passiert ist. Eine Geburt sollte der wohl schönste Moment im Leben sein. Dieser Moment gehört euch, euren Kindern und den lieben Menschen die euch auf diesen Weg unterstützten. KEIN Arzt und KEIN Geburtshelfer hat das Recht euch diesen Moment zu nehmen und kaputt zu machen!

Die Geburt des Winterkinds!

30.12.2014 40+1 SSW Seit Tagen quäle ich mich mit wilden Wehen rum und jedes Mal hoffe ich, dass es mehr wird. Doch mein kleiner Mann will einfach noch nicht kommen. Ich war ja ganz froh das er nicht zu Weihnachten raus wollte, er soll ja später nicht um seine Geschenke betrogen werden Heute ist wieder Termin beim Frauenarzt und ich hoffe das Sie positive Nachrichten für mich hat. Mein Mann ist heute auch dabei. Nach dem CTG mit leichten Kontraktionen dürfen wir endlich zur Ärztin. Sie schallt noch einmal vaginal um nach dem Muttermund zu gucken. Aber so wirklich ist das auch noch nichts Ganzes, also nochmal Ultraschall über den Bauch. Dieser besteht nur noch aus Baby. Auf einmal wird Sie ruhiger, ich habe zu wenig Fruchtwasser und irgendwelche Gefäße werden nicht mehr richtig durchblutet und deshalb wird die Plazenta nicht mehr richtig versorgt. Ende vom Ganzen - Einweisung ins Krankenhaus zur Einleitung. Ich merke wie in mir die Aufregung steigt, aber auch die Vorfreude das ich bald meinen Schatz auf dem Arm haben werden. Wir also heim, alles fertiggemacht und ab ins Krankenhaus. Ca. 15 Uhr waren wir da, es wird nochmal CTG geschrieben, nur leichte Kontraktionen, sonst alles OK. Endlich kommt der Arzt und macht erneut Ultraschall. Die selbe Diagnose nur mit dem Zusatz das der Kleine auf über 4 Kg geschätzt wird. Ich selbst bin recht klein und zierlich und die Angst macht sich breit, ob ich dieser Aufgabe gewachsen bin. Egal, jetzt gibt es eh kein Zurück mehr. Mir wird ein Ballon zur Einleitung gelegt, damit sich der Muttermund dehnt und sich der Eipol löst. Dieser wird vaginal eingeführt und ist mit Kochsalz gefüllt. Angenehm ist das nicht gerade. Der Arzt meinte das ich gleich Wehen bekommen werde und mir schwindlig wird, das wäre die Reaktion vom Körper auf den Ballon. Ich steige also vom Stuhl und merke schon die ersten Wehen. Schnell werde ich wieder auf mein Zimmer gebracht und an das CTG geschlossen. Was folgt sind 3 Stunden starke Wehen mit kaum Pausen dazwischen. Das ich gleich so stark darauf reagiere hätte der Arzt auch nicht gedacht. Leider waren diese Wehen nicht muttermundwirksam. Endlich lassen die Wehen ein wenig nach. Ich schicke meinen Mann nach Hause und versuche selbst ein wenig zu schlafen.

31.12.2014 40+2 SSW Nach einer unruhigen, wehenreichen Nacht bekomme ich um 9 Uhr eine viertel Tablette Cytotec (Tablette um die Geburt einzuleiten) und muss wieder ans CTG. Komischerweise zeigt es hohe Ausschläge an aber viel merke ich davon nicht. 13:00 Uhr, ich bekomme die nächste Cytotec, diesmal eine halbe Tablette. CTG zeigt wieder hohe Wehentätigkeit an. Mein Mann ist mittlerweile auch da und wir gehen ein wenig spazieren. Nach einer Stunde merke ich wie die Wehen langsam mehr werden und wir gehen wieder aufs Zimmer. Nach 10 Minuten muss ich dringend aufs Klo. Kaum laufe ich 3 Schritte bis ich auf einmal merke wie es mir warm das Bein runterläuft und ich muss anfangen mit lachen. Schnell wieder ins Bett. Die Hebamme macht einen Test ob es wirklich die Fruchtblase war und schreibt CTG. Nach einer viertel Stunde hatte ich schon richtig fiese Wehen, nach weiteren 10 min. Kommt die Hebamme, Muttermund bei 4 cm aber noch sehr weit hinten. Die Wehen sind mittlerweile schon sehr stark und wir ziehen um in den Kreißsaal.

Dort angekommen wird der Schmerz immer unerträglicher. Ich habe kaum Pausen zwischen den Wehen und bei jeder kleinsten Bewegung werden die Wehen stärker. Ich liege auf der Seite und versuche tief in den Bauch zu atmen. Doch ohne Wehenpausen macht sich das sehr schwer. Gerade mal 1,5 Stunden nach Beginn der Wehen ist der Muttermund bei 10 cm und es folgen die schlimmsten 3 Stunden meines Lebens....

Ich verspüre den starken Drang zu pressen und gebe diesem nach. Da mich die Hebamme dabei ermutigt scheine ich alles richtig zu machen. Die Schmerzen sind unerträglich und bei jeder Bewegung überrollt mich eine neue Wehe. Ich kriege kaum noch Luft, versuche aber dennoch tief zu atmen, in weiter Ferne höher ich eine Stimme die mir sagt was ich machen soll, wie in Trance höre ich auf diese Stimme und gebe mein Bestes. Ich liege immer noch auf der Seite und die Hebamme hält eines meiner Beine in die Höhe. Total geistesabwesend höre ich wie mein Mann mit der Hebamme spricht...

“Er rutscht nicht tiefer wir müssen die Position ändern.“

Schnell wird das Bett hochgestellt und ich lehne mich über die Bettkante. Ich kriege kaum noch was mit. Doch diese Position scheint auch nicht gut zu sein. Ich muss runter vom Bett. Ich lehne mit meinem Oberkörper über dem Bett und bei jeder Wehe stellt mir die Hebamme einen Hocker unter den Fuß. Bei jeder Wehe sinke ich nach unten und versuche mit dem Druck mitzugehen. Das geht eine gefühlte Ewigkeit so. Linker Fuß hoch - Wehe - rechter Fuß hoch - Wehe. Zwischendurch sacken die Herztöne von Niklas immer weiter ab. Die Hebamme macht mich vom CTG ab und setzt eine Sonde an den Kopf des Babys an, da die Herztöne nicht mehr messbar sind. Millimeter für Millimeter kämpfen wir uns voran. Nach 2 Stunden merke ich wie mir die Kräfte schwinden. Ich merke auf einmal ein kurzes Stechen in der Hand, mir wurde ein Zugang gelegt (ohne mich vorher überhaupt zu fragen) um mir Schmerzmittel zu geben, doch leider zu spät, denn das Mittel schlägt nicht mehr an. Ich merke wie mir die Hebamme irgendwelche Kugeln in den Mund schiebt (von denen ich bis heute nicht weiß was das überhaupt für ein Mittel war). Was diese aber bewirken sollen weiß ich nicht. Schon wieder muss ich die Position ändern. Total erschöpft rolle ich mich aus dem Bett und auf den Gebärhocker. Kaum sitze ich merke ich wie mich drei Mann wieder hochziehen. Die Herztöne fallen immer weiter ab - der Kleine muss jetzt kommen, sonst ist es zu spät… Schnell werde ich auf den Rücken gedreht und von mehreren hochgezerrt. Alles verschwimmt und in einem kurzen Moment, in dem ich Die Augen öffnete sehe ich 7 Leute um mich herumrennen. Schnell springt mir eine Hebamme in den Rücken und hängt hinter mir. Ich habe keine Kraft mehr. Die Hebammen schreien ich soll pressen, aber ich kann nicht mehr. Innerhalb von 5 min. Werden mir 500 ml Wehentropf per Infusion gegeben. Bei jeder Wehe drückt mich die Hebamme nach vorne (kristellern ist der Fachbegriff, dies ist eigentlich in der Geburtshilfe nicht mehr erlaubt und taucht auch nicht in meinem Geburtsbericht auf), doch der Kleine kommt einfach nicht. Auf einmal durchdringt mich ein Schmerz, ich denke ich muss sterben so stark ist dieser Schmerz, ich schreie, so laut wie ich kann. Mein Mann sagte mir hinterher das er dachte das wäre mein Todesschrei. Die Ärztin musste einen Dammschnitt machen (während der Wehenpause). Bei den nächsten Wehen drückt die Hebamme, die hinter mir sitzt mit aller Gewalt auf meinen Bauch. Sie drückt so fest das ich denke das sie meine kompletten Innereien mit rausholt. Noch eine Wehe und ich merke einen starken Druck der nicht weggeht und noch eine Wehe und der Druck lässt nach. Noch total benommen kriege ich mit, wie mir mein kleiner Schatz auf den Bauch gelegt wird. Ich habe es geschafft. Um 20:16 erblickte nach nur 4 Stunden mein Baby das Licht der Welt. Mit einem Gewicht von 4270 Gramm, 54 cm und einem Kopfumfang von 37 cm.

Doch damit nicht genug….

Als ich mich soweit erholt hatte und die ersten Augenblicke mit meinem Baby genießen konnte ging es auch schon direkt weiter. Wir hatten noch gute 2 Stunden im Kreißsaal, schöne Stunden zum kennen lernen, kuscheln und genießen. Anschließend wurde ich zum ersten Toilettengang gebracht, der etwas unschön mit einem Kreislaufkollaps endete. Zurück im Kreißssal musste ich erstaunt feststellen das sowohl Kind als auch Mann bereits auf Station verlegt wurden. Von meiner lieben Hebamme wurde ich im Rollstuhl auf mein Zimmer gebracht. Dort empfing mich eine sehr „liebreizende“ ältere Hebamme mit den Worten „Stehen sie auf und stellen sie sich nicht so an, sie haben nur ein Kind gekriegt“ Mir fehlte die Kraft und der Mut in dieser Situation irgendwas zu kontern.

Die erste Nacht verlief sehr unruhig, mein Baby stillte nicht, Hilfe bekam ich kaum und ich hatte unheimliche Schmerzen durch das kristellern, die Dammnaht und die Nachwehen. Da ich nach der Geburt nicht duschen durfte und ich eh nicht zu Ruhe fand, wagte ich es am 01.01.2015, in der früh um 5 Uhr nach der Hebamme zu klingen. Ich wollte sie fragen ob ich denn Duschen könnte, da ich noch die Infusionsnadel in der Hand hatte und nicht wusste ob dies ein Problem wäre. Die selbe Hebamme wie zur Aufnahme entgegnete mir mit den Worten „Gehen sie ruhig duschen, wenn sie umkippen habe ich aber keine Zeit ihnen zu helfen!“ und verschwand wieder.

Am nächsten Abend, das stillten klappte immer noch nicht, beschloss ich, mir etwas Ruhe zu gönnen und brachte mein Baby in das Schwesternzimmer. Als ich nach einiger Zeit mein Baby wieder zu mir holen wollte, stellte ich zur Überraschung fest das mein Baby in der Zwischenzeit per Flasche gefüttert wurde und einen Schnuller hatte (beidem hatte ich nicht zugestimmt) und (und das war das schlimmste) im Inkubator lag, an Drähte und Kabel angeschlossen und ich wusste noch nicht einmal wieso. Nach dem mich diese „liebe“ Hebamme aufklärte das mein Baby eine Anpassungsstörung hätte und deswegen im Inkubator lag, durfte ich mich auch endlich zu ihm setzten (eine Info früher wäre da mal sehr schön gewesen). Kaum saß ich da und bangte um mein Kind, so wusste ich doch nicht was denn jetzt mit ihm nun nicht stimmt, kam diese Hebamme von hinten, klopfte mir auf die Schulter und fragte mich „Na, haben Sie geraucht in der Schwangerschaft?“ und die Dämmen brachen bei mir….

Nach 3 Tagen wurden wir entlassen, mein Baby war gesund und munter und wieder wohlauf. Ich hingegen verließ dieses Krankenhaus nicht nur als Mutter und neuer Mensch, nein auch als Mensch der Betrogen wurde.

Dies sollte nun das glücklichste Erlebnis in meinem Leben sein? So soll eine schöne Geburt aussehen? Ich sollte doch froh sein ein gesundes Kind zu haben?

Ich fühlte und fühle mich betrogen, ausgenutzt, gedemütigt, entwürdigt und in Frage gestellt. Auf so vielen Ebenen wurde ich falsch behandelt, wurde mir meine Kompetenz abgesprochen und über meinem Kopf hinweg entschieden – über mich, meinen Körper und mein Kind und zu allem Überfluss, wurde ich, neben den Schmerzen und den Qualen noch mit Hohn und Anschuldigungen gestraft!

Nein Danke! Liebes Deutschland, liebe Politiker, SO sollte Geburtshilfe nicht aussehen!

Liebe Grüße eure

Winterkind-Mama


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